Vor etwa 2 Jahren erschien die 1541 Ultimate für den C64, ein geniales Modul, welches ein komplettes Commodore 1541 Laufwerk “simuliert/emuliert” um Programme direkt ab SD Karte zu starten. Wir berichteten damals auf der Retrozentrale über die 1541 Ultimate (siehe hier). Nun ist seit Mai 2010 der Nachfolger erhältlich, die 1541 Ultimate-II. Auf den ersten Blick sieht man, dass das Modul nicht mehr als “nackte Platine” geliefert wird, sondern in einem schönen schwarzen Gehäuse. Was das neue Modul alles kann und was es Neues bietet, lest ihr im ganzen Artikel.

Zuerst einmal eine kurze Beschreibung, wozu das Modul überhaupt sinnvoll ist: Wer noch einen C64 betreibt hat meistens einige Diskettenboxen voll mit 5 1/4 Zoll Disketten. Je nach Lagerung der meist über 20 jährigen Disketten laufen sie noch gut, oder auch nicht mehr. Möchte man den C64 und die Disketten irgendwohin mitnehmen, gibt es mit dem 1541 Laufwerk zusammen schnell mal einige Kilo die man mitschleppen muss. Oder auch wenn man im Internet auf neue (oder alte) C64 Spiele oder auch Demos stösst, muss man die D64 Dateien (Images der 1541 Disketten) irgendwie auf eine Diskette bringen, was z.B. mit dem Star Commander und z.B. dem X-1541 Kabel mehr oder weniger Komfortabel möglich ist. Hat man gar keine Erweiterungsmodule lädt man die Programme mit dem berühmten LOAD”Name”,8,1 und kann ohne Floppyspeeder dann erst mal etwas warten.

Viel einfacher geht es mit der 1541 Ultimate-II. Man steckt das Modul in den Expansionsport des C64, verbindet es zusätzlich mit dem seriellen Port und schon kann man loslegen.

Bild1: Die 1541 Ultimate. Oben am Modul hat es 3 Tasten. Links=Freezer, Mitte=Ultimate Menü/Disk Browser, Rechts=Reset. Die 4 LED zeigen verschiedene Status des Moduls an.

Bild2: Neu kommen keine SD Karten mehr zum Einsatz, sondern kleine Micro SD Karten. Ebenfalls neu können auch normale USB Memory Sticks verwendet werden.

Bild3: Auf der linken Seite wird das serielle Kabel mit dem C64 verbunden für maximale Kompatibilität. Die kleine Kopfhöhrerbuchse gibt auf Wunsch echte Laufwerksgeräusche einer 1541 aus, inkl. Rattern wenn der Schreib-/Lesekopf am Rand anschlägt. Nicht auf dem Bild: Unter dem Modul hat es noch einen speziellen Anschluss um das Modul mit einem Spezialkabel (welches extra hergestellt werden müsste) mit dem Kassettenport des C64 zu verbinden, auf Wunsch hätte man also auch volle Tape-Kompatibilität. (T64 Imagedateien lassen sich natürlich auch einfach so starten, ohne Verbindung zum Kassettenport.)

Hat man das Modul angeschlossen und eine SD Karte mit C64 Programmen eingesteckt, kann man bereits loslegen. Im Dateibrowser kann man komfortabel zwischen verschiedenen Verzeichnissen wechseln, D64 Diskimages mounten oder direkt Programme ab dem D64 Diskimage starten. Die aus dem Filebrowser gestartete Datei wird ultraschnell per DMA direkt in den C64 Speicher geladen. Das oftmals vorkommende “entpacken” nach dem Programmstart dauert meistens viel länger, als das eigentliche Laden der Datei mit der 1541U-II. Mehrteilige Programme/Spiele/Demos sind für das Modul überhaupt kein Problem. Das Nachladen klappt immer, sogar auch bei den exotischsten, selbstprogrammierten Nachlade- und Schnellladeroutinen. Diskettenwechsel sind auch kein Problem, man drückt den mittleren Knopf des Moduls, landet im Dateibrowser, wählt die nächste Diskette (z.B. Seite 2 des Spiels) und das Programm/Spiel wird fortgesetzt. Dies funktioniert sehr zuverlässig obwohl das laufende Programm angehalten/unterbrochen wird.

Es ist auch kein Problem, nebst dem Modul eine echte 1541 zu betreiben, und so z.B. Dateien von echten 1541 Disketten auf die SD Karte in der 1541U-II zu kopieren, oder umgekehrt. Also auch eine Backupmöglichkeit für die alten Disketten die man in der Sammlung hat.

Bild4: Gesteuert wird im Dateibrowser mit dem Joystick oder den Cursortasten, und den F-Tasten. Es lassen sich direkt PRG Dateien starten, oder D64 Images mounten oder öffnen um von dort aus Dateien zu starten. Die Ultimate-II unterstützt neu auch G64 Images, das sind Images von kopiergeschützten Disketten, bzw. von Originaldisketten.

Hier ein kleines Youtubevideo (sorry die Qualität) in welchem  ihr seht, wie ich die Demo “Edge of Disgrace” starte. (Diese Demo verlangt kurz nach dem Start gleich die nächste Diskettenseite, ihr seht also wie ich Mount+Run auswähle, dann die Demo startet, und ich dann im Dateibrowser die nächste Diskettenseite wähle und diese “mounte”.

Die 1541U-II bietet aber auch schon (wie der Vorgänger) noch vieles mehr. Zum Beispiel ist ein SID Player eingebaut, der zwar nicht grad sehr komfortabel zum bedienen ist, aber problemlos SID Musikdateien abspielt.

Da der Expansion Port durch das 1541U-II Modul belegt ist, bietet dieses die Funktion, diverse Fastloader-/Freezemodule zu benutzen, unter anderem z.B. diverse Action Replay Versionen, das Final Cartridge 3, das Epyx Fastloadmodul, das Retro Replay und andere. Die ROM-Images dieser Module sind auf der 1541U-II bereits bei der Auslieferung drauf und können sofort und einfach verwendet werden. (Als wäre solch ein Modul statt der 1541U eingesteckt.)  Man kann also z.B. ein gewünschtes D64 Image aktivieren und landet dann im Startmenü des Action Replay Moduls (oder eines anderen Moduls)  und kann dessen Schnelllader, Basicerweiterung und sogar den Freezer nutzen. Es ist also so, als stecken mehrer Module auf einmal im Expansionport. Alternativ kann auch zusätzlich eine virtuelle Speichererweiterung (REU) installiert werden mit einer Grösse bis zu 16 MB. Diese funktioniert genau so, wie die damaligen Hardware Speichererweiterungen (1700, 1764, 1750) von Commodore.

Bild5: Ein Teil des Konfigurationsmenü der 1541U-II. Hier lassen sich diverse Fastload-/Freezmodule einrichten oder eine Speichererweiterung.

Bild6: Das Settings-Hauptmenü. Das Modul bietet übrigens auch eine Batteriegepufferte Echtzeituhr. In den 1541 Settings lassen sich Geräteadresse, 1541 ROM Version usw. einstellen.

1541 Ultimate versus 1541 Ultimate-II: Das neue Modul ist technisch anders aufgebaut als das alte und hat einen neuen FPGA drin für “mehr Möglichkeiten”. Es wird in einem schönen Gehäuse geliefert, das Design überzeugt. (Für das alte Modul gab es kein offizielles Gehäuse, manche Fans bastelten sich aber selbst welche.) Die batteriegepufferte Echtzeituhr kann ich selbst zwar nicht gebrauchen, aber es gibt sicher Leute die das tun. Musste man früher mit einer SD Karte auskommen, kann man nun auch einen USB Stick verwenden (praktisch wenn man keinen SD Kartenleser hat). Die Möglichkeit G64 Images zu verwenden habe ich beim alten Modul nie vermisst, aber gut dass dies jetzt bei Bedarf auch möglich ist.  Was mir aufgefallen ist: Der Freezer eines aktivierten Moduls (z.B. Action Replay) funktioniert nun einiges stabiler als bei der ersten Ultimateversion. Weggefallen ist dafür der Ethernet-Anschluss, der bei der ersten Ultimate optional erhältlich war. Für alle weiteren Features und technischen Daten findet ihr am Ende des Artikels einen Link.

Wo Licht ist, ist auch Schatten: Das Modul hat inzwischen die Firmware Version 5, aber es hat immer noch Bugs und Fehler drin. Bei der Version 4 konnte man in den Moduleinstellungen das Modul sogar unwiederbringlich “bricken” also unbrauchbar machen. (Natürlich kann man das Modul zurücksenden wenn das passiert, und es wird kostenlos in Ordnung gebracht). Wegen diesem Fehler wartete ich mit Inbetriebnahme des Moduls und diesem Artikel hier, bis Vorgestern die neue Firmware Version 5 erschien. Auch hier gibt es noch 2, 3 Kleinigkeiten die gemacht werden müssen, aber schlussendlich kann man das Modul mit der aktuellen Firmware problemlos verwenden. Ein Super Teil also und sehr empfehlenswert.

Es muss bezüglich Bugs auch beachtet werden, dass der Erfinder/Hersteller des Moduls, der Gideon aus Holland, sehr viel Arbeit geleistet hat mit Entwicklung, Herstellung, Firmwareprogrammierung, Versand usw. Da kann man ihm sofort verzeihen, dass man bei einer Mailanfrage halt mal nicht sofort Antwort erhält, vor allem nicht, wenn man Dinge fragt, die auf der offiziellen Webseite nachgelesen werden können. Oder die Auslieferungstermine mal verschoben werden. Das Modul kostet 129 Euro, ich finde den Preis ok für das, was das Modul bietet und für die Arbeit die dahinter steckt. (Man erinnere sich: Ein Final Cartridge 3 oder ähnlich kostete damals in den 80er Jahren schon 99 DM und wurde von grösseren Firmen entwickelt statt von einer Privatperson)  Wer es so ein Modul bestellt, sollte einfach gut die offizielle Webseite anschauen, ob überhaupt grad bestellt werden kann, wann die nächste Serie produziert und/oder ausgeliefert wird usw.

Alles in Allem: Wer C64 Fan ist und den C64 noch ab und zu braucht, sollte unbedingt mit einer 1541 Ultimate liebäugeln. Wer bereits die erste Version der Ultimate besitzt, der braucht die neue Ultimate-II nicht unbedingt.

Link: Offizielle Herstellerseite: www.1541ultimate.net

Link: Technische Daten/Featurs des Moduls

Link: Retrozentrale-Artikel über das erste 1541-Ultimate Modul